Eine Seite des alten Gesangsbuches der Kiedricher Chorbuben mit Noten in Hufnagelnotation und Texten in Latein in schwarz und rot gezeichnet.

Kiedricher Chorbuben

Kiedricher Chorbuben

Die Kiedricher Chorbuben singen in ihrem gotischen Gotteshaus  in der Basilica minor  St. Valentin in Kiedrich sonntags um 9.30 Uhr ein lateinisches Choralhochamt. Nur am ersten Sonntag eines neuen Monats und in den hessischen Ferien haben sie keinen Dienst.

So sind die Chorbuben aber immerhin bis zu vierzig Mal pro Jahr öffentlich in ihren Chorröcken zu sehen und zu hören, wenn sie zur Ehre Gottes musizieren.  

Den gregorianischen Gesang hört man im Choralhochamt, welches eine feierliche Form der katholischen Meßfeier darstellt, die weitgehend aus der Mode gekommen ist. Aber vielleicht finden sich gerade deshalb in Kiedrich von fern und nah Liebhaber dieser oft mehr als tausend Jahre alten Melodien ein, deren Kennzeichen neben der Einstimmigkeit die lateinische Sprache ist. Auch die „modi“, die Kirchentonarten, übertreffen durch ihren Klangreichtum die heutzutage üblichen Tongeschlechter Dur und Moll und berühren den Zuhörer im Innersten seiner selbst.

So wird die Meßfeier für die Gläubigen zu einem besonderen Erlebnis, das Herz und Geist zu Gott zu führen vermag, wenn sie sich einmal auf dieses etwas andere vokale Erlebnis einlassen. Die Priester sprechen einzelne Gebete während der Meßfeier ebenfalls in Latein, das die Kiedricher Gemeinde sehr gut beherrscht.

Neben der Gregorianik erklingt im Regelfall in jedem Gottesdienst zudem eine mehrstimmige Motette eines alten oder zeitgenössischen Komponisten oder ein deutscher Liedsatz — passend zu den liturgischen Texten des Tages. Rührend klingen die Stimmen der Kinder, wenn diese in vollem Chore im Wechsel mit der Gemeinde das „ordinarium missae“ zur Ehre Gottes anführen, wenn mehrere Buben zusammen den Ruf der Engel „Gloria in excelsis Deo“ schmettern, ein einzelner Chorbube eine Liedstrophe oder das „et incarnatus est“ aus einer Choralmesse solistisch vorträgt, ein anderer die Fürbittrufe anstimmt, ein weiterer die Lesung singt...

Etwas Besonderes ist auch, dass die Chorbuben die gregorianischen Gesänge in einer anderen Weise singen als sonst in der katholischen Weltkirche üblich. Die Kiedricher Melodien weichen gegenüber den sonst üblichen Fassungen zum Teil erheblich ab. Fachleute sprechen hier vom „germanischen Choraldialekt“, der einst zwischen Metz in Frankreich und Klosterneuburg vor den Toren Wiens gesungen wurde, heute jedoch einzig noch in Kiedrich gepflegt wird. Wie ein Dialekt in der Sprache für „Irregularitäten“ sorgt, so sind es im Falle des Choraldialektes Melodievarianten, die den Fachmann zunächst verwundern mögen, ihn jedoch schnell durch die ihnen innewohnende Heiterkeit erfreuen. Diese Besonderheit des Melodieverlaufs macht es erforderlich, dass die Chorbuben aus eigenen handgeschriebenen Büchern singen, die hier Graduale Kideracense und Kyriale Kideracense genannt werden (kideracense = aus Kiedrich).

Momentan singen im Chor Chorbuben im Alter zwischen 8 und 50 Jahren, die alle aus Kiedrich kommen. Bis zu sechs Zeitstunden wöchentlich nimmt der Gesang jeden einzelnen Sänger in Anspruch, wofür er bis zu dreimal pro Woche zur Chorschule kommt. Der Chornachwuchs rekrutiert sich aus älteren Kindergartenkindern, die im „Frischlingschor“ einmal wöchentlich proben und zusätzlich an einer chorisch-musikalischen Früherziehung teilnehmen. Danach gelangen sie in den „Vorchor“ und erhalten regelmäßig Stimmbildung‚ bis sie das Rüstzeug zum Chorbuben erworben haben.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.kiedricher-chorbuben.de.


Eine Seite des alten Gesangsbuches der Kiedricher Chorbuben mit Noten in Hufnagelnotation und Texten in Latein in schwarz und rot gezeichnet. Zu Beginn ist in einem "P" in blau mit goldenen Verzierung Maria und Josef und das Jesukind in der Grippe zusammen mit dem Esel und dem Ochsen gezeichnet.


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